1.) Der Philosoph Platon und die Aristotelische Grundlegung der Metaphysik.
Was ist Metaphysik? Das philosophische Wissen von dem was „hinter den Physischen“ wirklich ist? Dieser Satz beinhaltet drei Fragen: 1. Was ist die Sinnenwelt? 2. Was ist das, was jenseits der Sinnenwelt ist? 3. Was ist philosophisches Bewußtsein? Drei Fragen, die kurz behandelt sein wollen. Drei müßige Fragen? Nein! Der bewußte Umgang mit den Begriffen der Sinnenwelt, des Jenseitigen, der Philosophie ist wichtig. Die Definition dieser Begriffe ist wesentliches Merkmal abendländischen Denkens. Mit der Gedankenarbeit Platons und Aristoteles beginnt die Auseinandersetzung dieser Begriffe. Also sollte unsere Denkbemühung griechisches Denken berücksichtigen.
1. Was ist die Sinnenwelt? Der Mensch existiert u. a. mit seinen angeborenen Sinnen. Damit orientiert er sich individualistisch und gesellschaftlich. Die Wahrnehmung der Außenwelt, unabhängig von seiner Innenwelt ist nicht möglich. Außenwelt kennen wir dadurch, das wir unser Gefühltes, Gewolltes und Gewußtes auf Dinge der Außenwelt beziehen. Das Wissen, das mit der Sinnenerfahrung gewonnen wurde, ist materialistisch.
2. Was ist das Jenseitige? Ohne Definition der materialistischen Sinnenwelt kann Jenseitiges nicht begrifflich formuliert werden. Die Beurteilung der Sinnenerfahrung, soweit sie dem Menschen ins Bewußtsein kam, entscheidet auch über sein Jenseitsverständnis. Platon lehrt die Sinnenerfahrung in ihrer unmittelbaren und abstrakten Begrifflichkeit. Die menschlichen Allgemeinbegriffe unterscheiden sich von geistigen Ideen. Die Ideen Platons stehen nicht für materialistisch abstrakt Vorgestelltes - wie die Allgemeinbegriffe - sondern für geistiges Sein. Platon unterscheidet materialistisch Allgemeinbegriffliches von immateriellen Ideen. Die Fähigkeit dieser Unterscheidung zeichnet sein philosophisches Bewußtsein aus. Platon ist nicht nur Philosoph; er ist auch Dichter. Mit geistigen Ideen philosophierte und dichtete Platon materialistisch Vorgestelltes. Aristoteles kennt die materialistische Sinnenwelt ebenfalls in ihrer Unmittelbarkeit und Allgemeinbegrifflichkeit. Den gewichtigen Unterschied der Allgemeinbegriffe zu den Ideen konnte er aber nicht wissen. Die Ideen Platons wurden von Aristoteles bezweifelt. Die Allgemeinbegriffe, nicht die Ideen wurden von Aristoteles als Allgemeinstes jeglichen Seins gelehrt. Daher ging ihm die Fähigkeit der gewichtigen Unterscheidung des geistig - idealen zum materialistisch - sinnlichen, und somit philosophisches Denken ab. Die Sinnenerfahrung, soweit sie dem Menschen in sein Bewußtsein gekommen ist, erfassen wir u. a. mit Allgemeinbegriffen. Die Sammelbegriffe, welche von der unmittelbar erfahrenen Sinnenwelt abstrahiert wurden, verbleiben immer - auch mit der abstraktesten Begrifflichkeit - mit Vorgestelltem verbunden. Allgemeinbegriffe sind aus materialistisch Vorgestelltem abgeleitet worden; Ideen dagegen nicht. Immaterielle Ideen spiegeln niemals Gedachtes der Sinnenwelt, sie repräsentieren den Geist.
3. Was bedeutet das philosophische Wissen vom geistigen Grund materialistischen Seins? Den Unterschied der Sinnenwelt zum geistigen Sein müßte Philosophie herausstellen. Mit den Ideen Platons, nicht mit dem Denken Aristoteles wird Philosophie ermöglicht! Philosophie und Kunst sind nicht mit und aus der Sinnenerfahrung gewonnen; vielmehr stellen sie geistige Lebensweisen im Fluß der materialistisch veränderlichen Welt dar. Die philosophische Lebenskunst kennt das Aristotelische Verständnis der Allgemeinbegriffe, mit denen Ideen nicht rein erfaßt werden können, der Philosophie entgegenstehend! Mit Aristoteles kam fiktives Begriffsdenken in die materialistisch veränderliche Welt. Damit begann die abendländische Metaphysik.
Das Verhältnis geistiger Ideen zur abwechslungsreichen Sinnenwelt, die in gegenständlichen und Allgemeinbegrifflichen gedacht wird, ist in seiner Wesenheit kein dualistisches, sondern ein identisches. Philosophie und Kunst, nicht aber Metaphysik und Ästhetik stehen für das einheitliche Weltverständnis. Wenn Metaphysik nur dann in Geltung steht, wenn das wahre Verhältnis geistiger Ideen zum materialstisch Gedachten nicht gewußt wird, ist das klassische Verständnis der Metaphysik dann nicht verkehrt? Stehen aber Philosophie und Metaphysik im völlig entgegenstehendem Verhältnis kann Metaphysik nicht die „Erste Philosophie“ sein. An der metaphysischen Frage entscheidet sich nicht nur die Bedeutung der Philosophie, sondern zugleich ein adäquates, naturwissenschaftliches und gesellschaftspolitisches Menschenverständnis. Metaphysik bleibt auch im 21. Jahrhundert wichtig. Metaphysisches Denken müßte als unvereinbarer Gegenpol zur Identitätsphilosophie, die mit den Ideen in Macht steht, aufgezeigt werden. Nicht metaphysisches Denken, sondern lebendige Philosophie, mit der das Verhältnis vom Idealismus zum Materialismus in seiner Wesenheit gelebt wird, müßte in Macht stehen. Philosophisches Wissen und künstlerisches Gestalten zeigt nicht nur das Wahrhaftige dieses Verhältnisses, sondern auch dessen Verkehrung in Metaphysik und Ästhetik. Das ganzheitliche Denken Platons, nicht das materialistisch einseitige Aristotelische Physik- und Metaphysikverständnis müßte dieser Identitätsphilosophie ein positives Wegzeichen sein, mit dem jegliche Metaphysik der Philosophie entgegenstehend enthüllt wird. Metaphysik ist nicht das adäquate Wissen von dem was „hinter den Physischen“ wirklich ist, sondern die Verkehrung geistigen Seins, welches Platon mit Ideen darzulegen versuchte.
Wenn Metaphysik mit fiktivem Denken der Vorstellungen ermöglicht wird, können geistige Ideen in ihrer Wesenheit nicht gelebt werden. Ist Philosophie mit idealistischer Wahrheit rein verbunden kann Philosophie nicht metaphysisch sein. Philosophie, als Repräsentantin geistigen Seins, kann materialistisch Vorgestelltem keineswegs zukommen. Demnach ist Philosophie nur mit dem Geist möglich. Mit dinglich Vorgestelltem ist keine Philosophie möglich, wohl aber Metaphysik. Aber auch logisch - rationale Wissenschaft. Mit der Abwendung vom idealistischen Sein kann der geistige Maßstab dinglicher Sinnenerfahrung nicht mehr in seiner philosophischen Beständigkeit gelebt werden. Dieses zeigt sich bereits mit der Aristotelischen Kategorienlehre, mit welcher Vorgestelltes in Stoff (Materie) und Form (Kraft) geschieden wird. Aristotelische Physik, die in Metaphysik gründet - nicht aber in logischen Prinzipien mit denen materialistische Vorstellungen rational geklärt werden - ist keine Philosophie, sondern Naturphilosophie. Naturphilosophie ist ein anderer Begriff für Metaphysik. Beide Begriffe beinhalten den gleichen, verkehrten Denkinhalt. Dualistisches Denken, das erstmals von Aristoteles formuliert wurde, begleitet seitdem abendländisches Denken. Mit Metaphysik wird nicht nur geistiges Denken in seiner Verkehrung erfaßt, sondern auch das materialistische Denken der Vorstellungen. Das wissenschaftliche Denken der Sinnenerfahrungen wird mit Aristotelischer Metaphysik = Naturphilosophie nicht in seiner logisch - rationalen Wesenheit begriffen. Platon wurde nicht die wissenschaftliche Behandlung der Materie wichtig, sondern das geistige Denken. Mit geistigen Ideen lebte Platon die Sinnenerfahrung in seinem geistigen, nicht aber in seinem materialistischen Gehalt. Die Sinnenwelt in der materialistischen Wesenheit zu verstehen, unabhängig vom geistigen Sein, war das Anliegen Aristoteles. Mit diesem Projekt, der ersten Metaphysik des Abendlandes, wurde die geistige Gestaltung der Welt, sowie die logische Behandlung der Sinnenerfahrung verfehlt.
2.) Rene Descartes, die neuzeitliche Metaphysik und die Erfahrungswissenschaften.
Spätantikes Denken und mittelalterlicher Glaube behinderten nicht nur das Vorankommen rationalen Naturverständnisses, sondern verhinderten das philosophische Denken. Ohne Anwendung der reinen Logik ist wissenschaftlich - rationales Denken der Dinge/Vorstellungen nicht möglich. Reine und angewandte Logik konnten mit Aristotelischer Metaphysik, und deren religiöser Verklärung nicht zur Macht kommen. Die religiöse Verklärung des Sinnenscheines mußte erst mit dem rational - kausalen Wissenschaftsverständnis als verkehrtes Weltverständnis erwiesen werden. Die fiktive Ursachenerklärung, welche mit Aristotelischer Metaphysik ihren Anfang nahm, und im christlichen Mittelalter religiös ausgelegt wurde, konnte mit dem Aufkommen neuzeitlichen Denkens als verkehrt Gedachtes aufgewiesen werden. Mit den logischen Prinzipien der Naturwissenschaft, sowie deren Anwendung auf die Sinnenwelt wird Vorgestelltes keinesfalls philosophisch und künstlerisch gestaltet, sondern logisch - rational. Mit der philosophischen und wissenschaftlichen Welterfahrung ist nicht nur die geistige, d. h. von Metaphysik befreite Philosophie vorhanden, sondern auch die von Metaphysik befreite wissenschaftliche Weltanschauung!
Die Ideen Platons und ihr Verhältnis zur Sinnenwelt stellen ein wichtiges, vernünftiges Kennzeichen abendländischer Philosophie dar. Dagegen steht das unvernünftige, weil maßlose Aristotelische Denken. Mit Aristoteles kam Metaphysik in die Welt. Die Neuzeit, mit ihren Versuchen Natur empirisch rational zu erforschen, behandelt nicht geistiges Sein, sondern materialistische Erscheinungen. Mit den naturwissenschaftlichen Erklärungsversuchen, die im Empirischen verbleiben, wird die logische Grundlage jeglicher Erfahrungswissenschaft nicht prinzipiell gefunden. Deswegen konnte abendländische Metaphysik nicht prinzipiell überwunden werden. Dieses läßt sich mit Descartes zeigen. Er sucht nicht geistiges Sein, sondern wissenschaftliche Bildung mit deren Hilfe er klares und sicheres Wissen vom Vorgestellt dinglichen erlangen könnte. Die philosophische und naturwissenschaftliche Bildung seiner Zeit findet er, weil diese nicht im gesicherten Wissen gegründet sei, verkehrt. Descartes versucht materialistisch Gedachtes methodisch - zweifelnd zu erfassen. Der menschliche Zweifel, der eine Bedingung gesicherter Erkenntnis sei, wird bei Descartes nicht mit der Ratio reflektiert, sondern im Rahmen seines Gottesbegriffes. Er meinte an allen Dingen zweifeln zu können, nicht aber das er selber zweifelt. Der erste Grundsatz der Philosophie war ihm: „ich denke, also bin ich“. Diese Gewißheit veranlaßte ihn materialistisch Gedachtes in zwei Substanzen zu teilen. Das Bewußtsein von Dingen, und die Dinge sollen zwei völlig verschiedenen Bereichen angehören. Doch damit nicht genug. Den wahrhaften Maßstab, mit dem die Dinge vom Bewußtsein erfaßt werden sollen, sei nicht aus der körperlichen Ausdehnung abzuleiten. Diesen bekäme der methodisch - zweifelnde Mensch vom Gott. Das materialistische Wissen sei nur soweit gewiß und sicher begründet soweit der Mensch den wahren Gottesbegriff kennt. Descartes verabsolutiert dinglich gedachtes, verbleibt im metaphysischen Denken. Der Gottesbegriff und geometrische Beweise stehen bei ihm auf einer Stufe.
Bei Platon stand materialistisches nicht in seiner logisch - rationalen, sondern in seiner geistigen Wesenheit, eben philosophisch und künstlerisch. Bei Aristoteles stand dinglich Gedachtes nicht in seiner geistigen Wesenheit, auch nicht in seiner materialistischen Eigenheit, d. h. logisch - rational, sondern in seiner metaphysischen Verfehlung. Bei Descartes gründet materialistisches weder in seinen geistigen, noch rationalen Gehalt, sondern in einer logisch - metaphysischen Konzeption, welche vom Gottesbegriff seine Wahrheit bekomme. Descartes lehrt göttliche Naturgesetzlichkeit, mit welcher die Materie sich entwickele und Naturbewegungen wissenschaftlich - rational geklärt werden könnten. Descartes verfehlt mit seiner göttlichen Logik nicht nur geistiges Sein, sondern auch die logische Rationalität neuzeitlicher Erfahrungswissenschaft. Die neuzeitliche Erforschung der materialistischen Erscheinungen hat nicht mit geistigen Ideen, auch nicht mit einen Gottesbegriff, sondern mit der Anwendung logischer Prinzipien, und den systematischen Anwendungen technischer Erfindungen begonnen. Platon konnte zwar die Ideen von der Sinnenwelt abgrenzen, den wissenschaftlichen Stellenwert der Erfahrungswissenschaft konnte er mit seinem künstlerisch - philosophischen Verständnis aber nicht fest bekommen. Erst Aristoteles versuchte materialistische Erscheinungen empirisch - systematisch einzuteilen. Er mußte, weil seine Physik im metaphysischen gründet, naturwissenschaftlich und philosophisch scheitern. Die kausale Erklärung jeglicher Sinnenerscheinungen wurde von seinem fiktiv Gedachten Kausalitätsverständnis behindert. Damit begann jene Metaphysik welche mit Descartes einen weiteren Verteidiger fand. Descartes verklärt sinnlich Gedachtes nicht zu einen außerweltlich seinsollenden Gott, sondern zu einen gegenstandslosen Gottesbegriff, mit dem die Welt der Erscheinungen rational zubegreifen sei. Die Ideen Platons, die Metaphysik Aristoteles, wie auch die göttliche Logik Descartes können das Rationale der materialistischen Sinnenerfahrung nicht prinzipiell erfassen. Mit diesen Entwürfen wird das logisch - rationale Denken der Dinge/Vorstellungen nicht in seiner praktischen Wesenheit erfaßt. Mit Platon ist Philosophie; nicht aber Naturwissenschaft vorhanden. Mit Aristoteles ist Naturphilosophie = Metaphysik; aber nicht Philosophie vorhanden. Mit Descartes ist religiöse und naturwissenschaftliche Metaphysik vorhanden, aber keine Philosophie.
Das rationale Denken der Dinge/Vorstellungen, welches im logischen, nicht im geistigen, nicht im religiösen, und auch nicht im metaphysischen gründet - und welches bei den griechischen Philosophen erst in seinen Anfängen ermöglicht wurde - fand mit Aristoteles und Descartes keine Erben. Aristoteles ist Urheber jener metaphysischen Denkweise, die unter veränderten naturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen von Descartes übernommen wurde. Verhält sich dieses so, muß die Frage erlaubt sein: Welcher abendländische Philosoph repräsentiert das neuzeitlich - wissenschaftliche Denken mit dem die geistige Wesenheit wahrhaftig, d. h. ohne Metaphysik berücksichtigt wird? Das antimetaphysische Denken - welches kein postmodernes ist - müßte nicht nur das Verhältnis geistigen Seins zur Sinnenerfahrung in seiner philosophischen und künstlerischen Identität kennen, sondern auch die adäquate Erfahrungswissenschaft mit der die rational - lebenspraktische Weltanschauung, nicht aber Philosophie, in Macht steht!
3.) Der Philosoph Benedictus Spinoza und der Metaphysiker Immanuel Kant .
Die Sinnenerfahrung, soweit diese dem Menschen mit seinem dinglich Vorgestelltem bewußt wurde, wird mit logischen Abstraktionen rational gewußt. Neuzeitliche Naturwissenschaft beruht nicht nur auf empirischen Leistungen angewandter Technik. Exakt - empirische Wissenschaft, die nicht im metaphysischen, sondern in logischen Prinzipien gründet, steht in Macht wenn diese Prinzipien als Fundament jeglicher Erfahrungswissenschaft gewußt sind. Das Resultat dieser Wissenschaft, obwohl diese in philosophisch - logischen gründet, ist kein idealistisches, sondern das rational lebenspraktische. Eigentliche Philosophie ist mit immateriellen Ideen, nicht aber mit Wissenschaftslogik vorhanden. Idealistische Philosophie und materialistische Weltanschauung, bleibt diese nun dem Imaginären verhaftet oder sei sie rational lebenspraktisch gewußt, repräsentieren unterschiedlichen Denkgehalt. Die idealistische Philosophie repräsentiert den geistigen, d. h. nicht vermenschlichten Denkinhalt. Die vielen imaginären und rationalen Weltanschauungen repräsentieren den materialistischen Denkinhalt.
Wir wissen bereits: Geistiges Sein wurde Platon mit den Ideen wichtig. Bei ihm finden wir aber keine systematische Erforschung der Sinnenwelt. Systematische Erforschung der materialistischen Erscheinungen wurde Aristoteles wichtig; bei ihm finden wir nicht nur die Verfehlung des Geistigen, sondern auch des materialistischen Bereiches. Platon steht für Philosophie, nicht für Erfahrungswissenschaft. Aristoteles steht für Metaphysik, d. h. für die Abwesenheit der Philosophie und der Abwesenheit logisch - rationaler Wissenschaft. Die empirisch materialistische Ergänzung zu Platons idealistischer Philosophie wurde mit praktisch angewandten Abstraktionen, sowie mit technischen Erfindungen ermöglicht! Platonische Ideenschau und materialistische Erfahrungswissenschaft, wenn diese im vernünftigen Verhältnis sich befinden, stehen nicht gegeneinander; sie sind zusammengehörig. Die Metaphysik verkennt das wahrhaftige Verhältnis der Idealität des Geistes zur Sinnenerfahrung; mit der Spekulation begrifflich gedachter Sinnenerfahrung wird materialistisch Gedachtes in seiner Lebenspraxis behindert, geistiges Sein gar nicht erst erreicht. Kennt die abendländische Philosophie einen neuzeitlichen Philosophen mit dem die geistige und materialistische Wesenheit, in ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten, ihre Befriedung finden konnte? Liegt ein Denken vor, das der nichtmetaphysischen Philosophie, sowie der logisch - rationalen Erfahrungswissenschaft gerecht wird? Und kennt dieses antimetaphysische Denken die Metaphysik systematisch in ihrer Wesenheit als fiktiv Gedachtes, welches der Philosophie und Kunst, sowie dem logisch - rationalen Wissenschaften entgegensteht?
Ja; dieser Philosoph ist Benedictus de Spinoza! Warum? Spinoza berücksichtigt nicht nur die materialistische Welt des Menschen. Des Menschen geistige Eigenart lebte er ohne Metaphysik, dem unheilbringenden Nichts der gedachten Sinnenerfahrung verfiel er nicht! Materialistisch Vorgestelltes kennt Spinoza imaginär und rational; Geistiges kennt er intuitiv. Platon lehrt geistiges Sein mit Ideen, Spinoza mit der Intuition. Ideen und Intuition stehen für den geistigen Gehalt des Seins. Platon gegenüber konnte Spinoza die Anfänge systematischer Erforschung der materialistischen Erscheinungswelt berücksichtigen. Spinoza lehrt die Dinge/Vorstellungen nicht dualistisch - wie wir dieses bei Descartes betrachteten - sondern mit den Bewußtseinsgehalten identisch. Die Identität von Dingen = sinnlich Vorgestelltem, soweit dieses dem Menschen bewußt werden konnte, lehrt der Philosoph Spinoza mit den beiden Attributen Ausdehnung und Denken. Seine eigentliche, geistige Eigenart besitzt das imaginäre und rationale Bewußtsein aber nicht mit der Ratio, sondern mit der Intuition. Ausdehnung und Denken, eigentlich ein Attribut, stehen hinsichtlich materialistischen Werdens in der Rationalität. Imaginäres und rationales Weltbewußtsein gründen aber in der geistigen Substanz. Die Attribut/Substanzlehre und die Affektenlehre, diese philosophischen Bestandteile menschlichen Denkens, mit dem Spinoza die systematische Befreiung vom imaginären lehrt - damit der Mensch im geistigen Sein sich finde und die materialistische Welt intuitiv erlebt - stellt das neuzeitlich philosophische Konzept dar, mit dem der Mensch in seiner Ganzheit, d. h. ohne Metaphysik erfaßt wird.
Mit den Spekulationen der Vorstellungen kann geistiges Sein nicht erreicht werden. Metaphysik steht dem rational materialistischen und geistig idealistischen Gehalt völlig entgegen, gehört einer vorrationalen Stufe menschlichen Denkens an. Metaphysik ist eine von vielen Manifestation der Imagination! Dieses Verständnis der Metaphysik steht herkömmlicher philosophischen Metaphysik, die das geistige Sein erkenntnistheoretisch meint erfassen zukönnen - oder auch nicht -, völlig entgegen. Unser Versuch, ein wesentliches Werk der Philosophie - die Ethik Spinozas - unabhängig vom gewohnten Metaphysikverständnis zu erläutern, muß aktiver Philosophie, welche den philosophisch und naturwissenschaftlichen Schein der Sinnenerfahrung, also die Metaphysik bekämpft, wichtig sein. Die realistische Behandlung des Hauptwerkes Spinozas zeigt nicht nur den adäquaten Stellenwert der Intuition, sondern auch den stimmigen Stellenwert rationalen und imaginären Denkens. Mit der philosophischen Ethik Spinozas kann geistiges und materialistisches Denken, sowie dessen Kampf gegen verkehrtes Denken der Dinge, das sich z. B. mit Metaphysik zeigt, aufgewiesen werden. Aktive Philosophie gegen Metaphysik läßt sich mit Spinoza lehren.
Immanuel Kant, der Gegenpart zu Spinoza soll hier, kurz berücksichtigt werden. Spinoza lehrt mit der Intuition idealistische und mit der Ratio praktische Philosophie; das wird exemplarisch mit der Ethica gezeigt. Der geistige und der materialistische Denkinhalt stehen mit Spinoza im Recht. Und bei Kant? Obwohl Kant das Verstandesdenken mit der Sinnenerfahrung entstehen lehrt, verkennt er doch den Bereich in welchen das praktische Denken seine notwendige Bedeutung hat. Die a priori Anschauungsformen des Raumes und der Zeit, mit welchen dem Menschen sein dinglich Vorgestelltes erst ermöglicht werden soll, müßten als metaphysische Spekulation aufgezeigt werden. Kant betreibt in seiner theoretischen Philosophie keine Metaphysik materialistischer Erscheinungen, wie Aristoteles und Descartes, sondern eine Metaphysik unanschaulicher Begrifflichkeit. Freilich bleibt der Denkinhalt bei beiden Arten von Metaphysik derselbe fiktive. Die Transzendentalphilosophie Kants, mit der die Bedingungen dinglicher Erkenntnis, und nicht Dinge an sich erforscht werden könnten, soll phänomenologisches Wissen ermöglichen. Die apriorischen Denkformen, und das damit gewonnene phänomenale Wissen, sowie reine Gedankenkonstruktionen, die Noumena, seien Vorraussetzungen theoretischer Wissenschaft und praktischer Moral. Die apriorischen Anschauungsformen, sowie der intelligible Charakter, mit dem die Sinnenerfahrung unter dem Sittengesetz praktisch - moralisch verändert werden müßte, wurden Kant wichtig. Mit diesen Anschauungsformen wird Spinozas Affektenlehre, und somit prinzipielles Ethische Bewußtsein verfehlt. Aber nicht nur das. Kants praktische Philosophie verfehlt mit dem kategorischen Imperativ das Geistige welches Platon mit den Ideen und Spinoza mit der Intuition lehrt. Immanuel Kant setzt den Strang metaphysischen Denkens, der mit Aristoteles begann, fort. Mit Descartes, am Anfang neuzeitlicher Erfahrungswissenschaft, wird die unheilvolle Tradition der Metaphysik fortgesetzt. Dagegen steht die abendländische Philosophie, die mit Platon begann und mit Spinoza ihren Höhepunkt erreicht; soweit sie denn zu ihren angestammten Recht kommt. Die Metaphysik, welche nicht nur den Stellenwert materialistischen Scheins, sondern auch ihre Verkehrung geistigen Seins verkennt, macht aktiver Philosophie ihr Recht streitig.
4.) Friedrich Nietzsche und der irrationale Kampf gegen Metaphysik.
Descartes versuchte materialistisch Vorgestelltes in subjektiv gedachtes und objektiv dingliches zu scheiden. Den Gottesbegriff, eine göttliche Logik als festes Wissensfundament für die Erscheinungen zu erweisen, wurde Descartes wichtig. Mit dieser metaphysischen Verschleierung, mit der weder rationales noch geistiges Denken gewußt werden kann, sollte der Maßstab moderner Wissenschaft gewonnen werden. Descartes erhoffte von der Metaphysik positives, eben sicheres Wissen in welchen neuzeitliche Wissenschaft gründet. Ähnlich Kant. Dieser wollte aber nicht nur der Wissenschaft, mit der Zurückweisung bisheriger Metaphysik einen festen Boden sichern, sondern u. a. eine von Metaphysik befreite Moral lehren. Der Wissenschaft, sowie der praktischen Philosophie eine feste Grundlage zu sichern wurde nicht die Angelegenheit Nietzsches. Im Gegenteil. Gegenwärtiges der Tradition und neuzeitliches Denken sollte nicht verbessert, sondern zerstört werden. Nicht nur die metaphysisch - christlichen Werte, sondern auch die Moral des aufstrebenden Bürgertums, sowie die Demokratisierung des Volkes wurden abgelehnt und bekämpft.
Das materialistisch Gedachte der Sinnenerfahrung wird von Nietzsche hervorgehoben. Menschliches Wissen und menschlicher Wille seien nicht mehr vom absoluten Sein, sondern ausschließlich vom materialistischen Werden und Vergehen bestimmt. In den Veränderungen der Dinge könnte der nichtmetaphysische Mensch, dem sein Wesen der „Wille zur Macht“ sei, aufgehen. Nietzsches Verabschiedung metaphysischer Werte beinhaltet eine „Umwertung aller bisherigen Werte“. Der „Übermensch“ soll sein,, der sich in der Gegenwart mit der „Herrenmoral“ gegen die bisherige christliche und die moderne „Sklavenmoral“ behauptet. Angestrebt wird der „Übermensch“, welcher dem Schicksal des Abendlandes, die ewige Wiederkunft des Gleichen, nihilistisch trotzt. Das abendländische Wissen stehe nicht mehr im Dienst überlieferter Werte, seien diese religiös oder philosophisch verstanden, sondern wird dem willkürlichen, materialistischen Machtwillen untergeordnet.
Nietzsche versuchte Metaphysik zu entwerten. Die Spekulation des Gedachten der Sinnenerfahrung, d. h. Metaphysik der geistigen Philosophie entgegenstehend kennen ist die Vorraussetzung um ins geistige Sein zufinden. Gelang Friedrich Nietzsche diese Selbstfindung, mit welcher die Welt der Dinge in der geistigen Wesenheit, mit den Ideen und der Intuition, gelebt wird? Das Sich - Finden im ewigen Grund der veränderlich materialistischen Welt konnte ihm nicht gelingen. Die Entwertung bisheriger Metaphysik, nicht aber ihre Überwindung gelang Nietzsche. Diese Herabsetzung entsprang nicht der logisch - rationalen Denkweise, sondern mit der Verabsolutierung materialistisch genommenen Wollens und Wissen. Diese Verabsolutierung zeigt sich als Irrationalismus. Die Absolutsetzung relativen Willens und Wissens wird mit der Mißdeutung der Ratio ermöglicht. Die Denkgesetze der Logik wurden vom frühen griechischen Denken formuliert, aber erst mit dem Aufkommen und Anwenden technischer Erfindungen praktiziert. Seit dem 19. Jahrhundert wird der Nachfolger bisheriger Metaphysik, der Irrationalismus, in seinen unterschiedlichsten Manifestationen, mit den praktizierten Denkgesetzen und deren Resultat rationalen Denkens bekämpft. Nietzsche verkennt sowohl geistiges Denken, wie auch rationales Verstandesdenken. Philosophie und logisch - rationale Wissenschaft sind bei ihm nicht zu finden. Mit der Verabsolutierung des Wissens und Wollens, und der daraus folgenden Verleugnung geistigen Seins bleibt das menschliche Versinken in die Modegedanken der Zeit übrig. Nietzsche entwertet metaphysische Werte, ohne den Stellenwert geistigen Seins, wie dieses von Platon und Spinoza gelehrt wird, zu kennen. Die Entwertung der Philosophie des Geistes, sowie die Mißdeutung logischer Denkgesetze zeigt sich bei Nietzsche mit dem irrationalen „Willen zur Macht“. Tragisch lebte er seine Gegenwart, er konnte nicht prinzipiell erfassen: Wissen im Dienst des Machtwillens, entkleidet von Metaphysik ohne im lebenspraktischen Denken der Ratio aufzugehen, zeigt in aller Deutlichkeit den irrationalen Egoismus des Menschen. Nietzsche zeigt nicht die Überwindung der Metaphysik, sondern den verkehrten Egoismus des Menschen! Das fiktive Aufgehen im Fluß materialistischer Erscheinungen verhindert die Selbstfindung im geistigen Sein. Nietzsche zeigt überdeutlich, was seit Aristoteles auf der Tagesordnung des Denkens stand. Das Spekulieren mit dinglich Vorgestelltem, wird dieses zunehmend auch empirisch - exakt verstanden, verhindert dem Menschen sein Aufgehen im geistigen Grund. Der große Unterschied, den Nietzsche von Aristoteles und Descartes trennt, ist die Ablehnung abendländischer Metaphysik. Mit dieser Ablehnung wird verdeutlicht, das der Metaphysik kein lebendig verbindlicher Inhalt zukommt. Metaphysik wurde von Nietzsche demaskiert, nicht aber unverstellt überwunden. Seine Tragik ist auch die Tragik unserer Gegenwart.
Warum sollte die Tragik Nietzsches die Tragik des gegenwärtigen Menschen sein? Die Selbstfindung im geistig Absoluten, die mit der „Methexis“, der Intuition, der „geistigen Besinnung“ gelebt wird und mit Philosophie, Kunst und Mystik in Macht steht, wird nicht erst seit Nietzsche, sondern bereits seit Aristoteles verhindert. Das gegenwärtige Zeitalter befindet sich weiterhin in der Kontinuität metaphysischen Denkens. Nietzsches Irrationalismus zeigt überdeutlich die Seinsverlassenheit des abendländischen Menschen. Der Mensch findet nicht sein Heil, seine Ganzheit. Vor Nietzsche wurden metaphysische Werte postuliert, mit denen materialistisches Werden moralisch umgestaltet werden sollte. Mit und nach Nietzsche wurde die unbeständig erfahrene Welt als wirkliche Welt verstanden. Das Ergebnis ist zwar die von der herkömmlichen Metaphysik befreite materialistische Wirklichkeit, diese wird aber weiterhin mit den Spekulationen des Vorgestelltem vermischt. Die Spekulationen gehen nun aber nicht mehr nur auf das Jenseits, sondern vor allem auf die Sinnenwelt. Mit Nietzsche kann Metaphysik nicht der Philosophie entgegenstehend aufgezeigt werden. Das Maß materialistischer Wirklichkeit ist nicht aus der Sinnenerfahrung, sei diese auch exakt - empirisch erforscht, abzuleiten. Mit den reinen Denkgesetzen frühgriechischen Denkens und deren Anwendung, die mit den Anwendungen technischer Erfindungen praktiziert wurden und werden, ist das rationale Maß der veränderlichen Wirklichkeit vorhanden. Das praktischen Denken der Allgemeinheit war, ist und bleibt mit metaphysischer Denkweise vermischt. Deswegen konnte das moderne Materialismusverständnis immer wieder den Spielarten des Irrationalismus verfallen.
5.) Martin Heidegger und die philosophische Anmahnung in das geistige Sein zufinden.
Heidegger lehrt, das mit Nietzsche die Philosophie, welche von geistigen Ideen ausgeht und materialistisches Werden metaphysisch verändern könnte, zu ihrem Ende gekommen sei. Nietzsche eliminiere geistiges Sein, um an deren Stelle die Seinsverlassene Welt zu setzen. Mit Nietzsche sei metaphysisches Denken, und die damit vorhandene Wesenbestimmung des Menschen zugunsten eines materialistischen Willens beendet worden. Neuzeitliches Denken beurteilt Heidegger aber nicht nur mit Nietzsche. Auch mit dem Aufkommen moderner Wissenschaft sei Philosophie in ihrer bisherigen Wesenheit, der Metaphysik, beendet. Demnach gehe metaphysische Philosophie in Wissenschaft auf. In dieser Gegebenheit sieht Heidegger aber die Möglichkeit zur eigentlichen Philosophie, die sich nun unverstellt von bisheriger Metaphysik zeigen könnte, zu kommen. Seinsphilosophie müsse aber nicht nur die Abgrenzung zur neuzeitlichen Wissenschaft wichtig sein. Sein in seinem Seinssinn, befreit von alter Metaphysik, könnte Seinsphilosophie ins Dasein bringen. Mit der „existentiellen Analytik des Daseins“ könnte der fragende Mensch den Seinssinn finden. Heideggers materialistische Daseinsanalytik nimmt dem herkömmlichen „Welterkennen“, welches das geistige Sein mit materialisch Gedachten erschließen könnte, das Primat. Mit der Überwindung herkömmlicher Metaphysik erschließe sich dem fragenden Menschen geistiges Sein in seiner unverstellten Wesenheit. Dieses postmetaphysisch - philosophische Denken gehe nicht in moderner Wissenschaftlichkeit auf, bekommt seinen Sinn auch nicht von dieser, sondern vom geistigen Sein.
Nicht mit philosophischer Metaphysik, d. h. den Erkenntnistheorien und/oder mit naturwissenschaftlicher Metaphysik, d. h. rational - empirischer Wissenschaft, sondern mit unverstellter Philosophie finde der Mensch den Sinn seines Lebens. Heidegger muß demzufolge den Wahrheitsanspruch moderner Wissenschaft, bezüglich der Seinsphilosophie, bekämpfen. Das Maß der Dinge und des Menschen sei nicht mit wissenschaftlicher Ratio, und auch nicht mit den davon geprägten irrationalen Bewegungen zufinden. Erreicht Heidegger mit der Seinsphilosophie geistiges Wissen, welches Platon mit den Ideen, Spinoza mit der Intuition lehrt? Kennt Heidegger den von ihm gesuchten Seinssinn, mit dem Seiendes nicht mehr in seiner Seiendheitk, sondern im geistigen Sinn gelebt wird? Um diese Frage beantworten zu können, müßte das von der herkömmlichen Vereinnahmung verstellte geistige Sein in seiner Wesenheit, und seinem wahren Verhältnis zur Sinnenwelt gewußt sein. Die von bisheriger Metaphysik unverstellte Kenntnis geistigen Seins steht aber nicht in Macht, sondern die moderne Wissenschaft, welche vermeint Philosophie verabschieden zukönnen.
Bisherige Metaphysik bekommt ihre Widersacher von neuzeitlicher Wissenschaft, sowie von Nietzsche. Mit dieser Situation ergibt sich die Annäherung an den Seinssinn. Die Möglichkeit dieser Annäherung kann aber nur gelingen, wenn der Gültigkeitsbereich moderner Wissenschaft gewußt wird, und vom Bereich der Philosophie unterschieden und abgegrenzt wird. Philosophie sei mit moderner Wissenschaft nicht identisch. Die Wissenschaften erforschen Dinge, sowie dinglich Vorgestelltes, aber nicht geistiges Sein. Folgerichtig sind auch Resultate moderner Wissenschaft materialistisch. Von neuzeitlicher Forschung ist eine fundamentale Klärung, hinsichtlich der Seinsfrage, nicht zu erwarten. Die von herkömmlicher Metaphysik befreite Philosophie, die nach Heidegger mit der Daseinsanalytik ermöglicht wird, kenne den Gültigkeitsbereich moderner Wissenschaft. Das Seinsdenken, das zuerst im frühgriechischen Denken in die Welt kam, könnte nicht nur die Gegenwart, sondern ebenfalls die Zukunft in ihrer geistigen Geschichtlichkeit verwirklichen. Metaphysik, und anmaßende Wissenschaft, die meint Philosophie verabschieden zu können, würde nicht mehr in Geltung stehen und die lebendig frühgriechische Geschichtlichkeit, welche Gegenwart und Zukunft geistig gestaltet, vereinnahmen. Heidegger versucht, mit Bezug auf frühgriechisches Denken, unverstelltes Sein zu gewinnen. Seinsdenken möchte Heidegger für ein gegenwärtiges Geschichtsverständnis aktualisieren. Damit erst sei ein philosophisch und dichterisches, von herkömmlicher Metaphysik befreites, Verständnis der Gegenwart zugewinnen. „Sein und Zeit“ ist der Versuch unverstelltes Sein des Seienden für den in der Zeit befindlichen Menschen zu erweisen. Die Daseinsanalyse, die zwar das „Man“, die Unfähigkeit des allgemeinen Denkzustandes für Philosophie und Dichtung berücksichtigt, verkennt aber den Stellenwert geistigen Seins. Philosophie des Geistes, wie diese von Platon und Spinoza, mit jeweils unterschiedlicher Begrifflichkeit aufgewiesen wird, kann nur den wenigen Menschen aufgehen, die prinzipiell die Metaphysik der Philosophie entgegenstehend kennen. Die Vielen im metaphysischen Schein gefangenen nehmen ihr wissenschaftliches, und philosophisches Verständnis über die Maße wichtig. Deswegen kann ihnen philosophisches Denken nicht aufgehen.
Die Seinsphilosophie Heideggers ist nicht nur in theoretischer, sondern auch in praktischer Hinsicht wichtig. Obwohl Martin Heidegger die Gültigkeitsbereiche der Wissenschaft und der Philosophie bestimmen konnte, unterscheidet er diese nicht prinzipiell. Dies ist aber eine Voraussetzung, um mit logisch - rationalen Denken die Spielarten jeglicher Metaphysik zu kennen. Der Stellenwert geistigen Denkens, den Heidegger versucht mit der Seinsphilosophie zu umschreiben, konnte ihm in seinem Gehalt nicht aufgehen. Sonst wüßte Heidegger: Philosophie wird von Platon und Spinoza repräsentiert, und das dieses Denken nur den Wenigen aufgeht, welche dafür prädestiniert sind. Der Versuch geistiges Denken für die Allgemeinheit einzufordern ist nicht nur nutzlos, sondern sogar gefährlich. Verkennt er doch nicht nur den theoretischen Stellenwert von Philosophie, Wissenschaft und verkehrtem Denken. Die Folge vom nichtschlüssigen theoretischen Denken zeigt sich auch in der Beurteilung der Politik. Heideggers Versuch, die Seinsphilosophie für das deutsche Volk praktisch einzufordern, mit Unterstützung der Universitäten und einem nationalsozialistischen Führer, steht philosophischem Denken völlig entgegen. Philosophisches Denken versteht jegliches politische Geschehen als praktische Angelegenheit, welche mit dem Maßstab logisch - rationalen Denkens beurteilt werden muß. Philosophie des Geistes ist nicht nur nicht für die moderne Wissenschaft, sondern auch nicht für das politische Handeln der Maßstab. Wird dieses eingefordert, wird nicht nur geistiges Denken, sondern auch praktisches Denken und Handeln mißbraucht. Politik gehört der ungezügelten Sphäre des menschlichen Egoismus, und nicht der von Metaphysik unverstellten Philosophie an. Das Heidegger, wenn auch nur kurzzeitig auf die nationalsozialistische Politik Hitlers setzte - um abendländische Seinsphilosophie gegen Kommunismus und Amerikanismus durchsetzen zu wollen - wurde nur möglich, weil ihm das menschliche Denken nicht in seiner philosophischen Systematik aufging.
6.) Nicolai Hartmann und die kritische Metaphysik
Platon und Spinoza lebten das Verhältnis geistigen Seins zur Sinnenwelt in der philosophischen Wahrheit, d. h. mit den Ideen und der Intuition. Von Aristoteles bis Nietzsche wurde dieses Verhältnis in seiner Verkehrung, u. a. philosophisch - metaphysisch gelebt. Daher konnte jenes Denken entstehen, das mit spekulativ gedachter Sinnenerfahrung nicht nur das logisch - rationale Denken, sondern auch das geistige Denken verfehlt. Die neuzeitliche Wissenschaft, mit der systematischen Anwendung technischer Erfindungen, entlarvte, wenigstens im Ansatz, jene Metaphysik, die mit der verkehrten Auffassung geistigen Seins die Sinnenwelt gestalten wollte. Grundsätzlich wurde aber die metaphysische Denkweise beibehalten. Das zeigt nicht nur Nietzsches Nihilismus, sondern auch das moderne Wissenschaftsverständnis. Materialistische Erscheinungen sollten nicht mehr mit geistigen Prinzipien, sondern mit empirisch - exakten Resultaten erforscht werden. Aber auch irrationales, etwa Nietzsches Wille zur Macht sollte die Beherrschung der Sinnenerfahrung garantieren. Mit der Verabsolutierung menschlichen Willens und/oder einer empirischen Wissenschaftsmethodik meint das neuzeitliche Weltverständnis die Metaphysik überwunden zuhaben. Heidegger blieb es vorbehalten, in dem Verhältnis des geistigen zum imaginären und rationalen Denken Licht zubringen. Allerdings verbleibt Heidegger mit der Seinsphilosophie, die mit der Daseinsanalyse ermöglicht wird, in praktischer Metaphysik befangen.
Heideggers Philosophie berücksichtigt weder die Substanz/Attributlehre, noch die philosophische Affektenlehre Spinozas; jene Denkweise in der menschliches Denken seinen Abschluß gefunden hat. Und die kritische Metaphysik? Wird dort Metaphysik dem philosophisch und künstlerischen Leben entgegenstehend gewußt? Bedingung ist, die Bereiche materialistischen Denkens, und das geistige Denken in ihren jeweiligen Wesenheiten, sowie in den unterschiedlichen Verhältnissen systematisch zu begreifen. Wir halten uns an die Schichtenlehre Hartmanns. Diese soll die alte, d. h. vorkritische Metaphysik ersetzen. Kritische Metaphysik dürfe nicht mehr in einer „Wesensontologie“ gründen, vielmehr muß Metaphysik mit systematisch erforschter Sinnenwelt begründet werden. Hartmann versucht eine „Realontologie“, mit welcher die Vielfältigkeit der Welt in vier Hauptschichten einzuteilen sei. Jeder Schicht kommen spezifische und allgemeine Kategorien zu. Mit den unterschiedlichen Kategorien könnten die Seinsschichten in ihren jeweiligen Gemeinsamkeiten und Unterschieden bestimmt werden. Diese Ordnungslehre soll die Gültigkeitsbereiche materialistischen und idealistischen Denkens unterscheiden helfen. Mit dieser Schichtenanalyse könnte die Einheit der Welt aufgewiesen werden.
Hartmann versucht die Erscheinungswelt in Seinsschichten des anorganischen, organischen, und geistigen systematisch zu erforschen. Geistiges Sein, das jenseits erforschbarer Sinnenwelt ist, wird von Hartmann nicht behandelt. Nicht die Ideen Platons, nicht die Intuition Spinozas, und auch nicht die Seinsfrage Heideggers - die auf geistiges Denken geht - sondern die Erforschung der Erscheinungswelt wurde Hartmann wichtig. Auch der Gottesbegriff wird nicht benötigt. Die Analyse der Erscheinungswelt, nicht die Ebene des Geistes wird berücksichtigt. Philosophie wird hier materialistisch verstanden. Menschliches Denken auf erforschte und nicht erforschte Sinnenwelt zu beschränken, und dieses auch noch als Philosophie zu lehren, unterschlägt die Philosophie des Geistes. Die kritische Metaphysik Hartmanns lehnt „Wesensontologie“ ab, um eine Metaphysik des Materialismus zu begründen. Die Erforschung der Sinnenwelt ist aber keine philosophische Angelegenheit, sondern Aufgabe der logisch - rationalen Wissenschaft. Hartmanns Schichtenlehre gehört, wie auch Nietzsches Wille zur Macht, und die einseitig empirisch exakte Naturerforschung zur Irrationalität der Neuzeit. Mit kritischer Metaphysik wird nicht nur das logisch - rationale Wissen, sondern auch die Philosophie des Geistes verfehlt. Rationale Metaphysik ist gegen bisherige Metaphysik kritisch, jedoch ohne logisch - rationaler Denkweise, sowie geistigen Denken gerecht zu werden. Hartmann, wie auch allen anderen Metaphysikern, fehlt das unfehlbare Wesensmerkmal des Philosophen: Das menschliche Denken in seiner dreifachen Spezifikation, dem geistigen, dem praktischen, sowie dem verkehrten Denken zu kennen und systematisch zu unterscheiden.